Vor zwei Wochen hatte ich das Vergnügen, mein erstes Klassenlager hier in Brasilien zu erleben.
Was in der Schweiz wohl in allen Kantonen (trotz Spardruck) normal ist, ist hier etwas ganz Spezielles. Ich habe keine Ahnung, wieviele Schulen so etwas machen, aber wir sind wohl eine der ganz wenigen. Obwohl da noch ein Hauch Schweizer Tradition mitschwingt, ist es doch etwas komplett anderes.
Jede Jahrgangsstufe geht jedes Jahr an den selben Ort und macht dort das selbe Programm, d.h. die meisten Lehrpersonen sind in fixen Lagerteams und führen jedes Jahr das gleiche Lager durch, unabhängig davon, welche Klassen sie unterrichten oder sogar Klassenlehrer sind.
Die 6. Klässler gehen immer nach Embu das artes Thema Kunst, 7. Klasse macht Sport, 8. Klasse Höhlen/Geologie, die 9. Klässler haben das Thema Immigration etc.
Ich war im Team der 6. Klässler. Wir waren 5 Lehrpersonen für 52 Kids, was ja in der Schweiz grundsätzlich genau richtig wäre. Hier kamen jedoch noch vier professionelle LagerleiterInnen (Monitoren) dazu.
Da das Programm jedes Jahr das selbe ist und in unserem Team die selbe Lehrerin seit Jahren die Hauptverantwortliche ist, gab es für uns anderen überhaupt nichts vorzubereiten.
In der Woche vor dem Lager haben wir in einer kurzen Sitzung das Programm erklärt erhalten.
Dann ging es am Montag Morgen los: zwei Reisecars standen pünktlich vor der Schule und die Monitoren haben geschaut, dass jedes Kind anwesend ist und im richtigen Bus sitzt.
Erster Halt: Staatsballet São Paulo, wo wir an einer Probe zusehen durften (der Rest der drei Stunden war jetzt nicht soooo spannend).
Danach Fahrt ins Hotel (!!!), Chalet-Verteilung und Mittagessen. Ein Lager in einem Hotel zu haben ist schon sehr speziell für mich. Wenn ich die Chalets der Kids gesehen habe, musste ich mich immer etwas fremdschämen beim Gedanken an die armen Damen des Housekeeping, welche täglich versucht haben zu putzen.
Für einige Eltern scheint das etwas heruntergekommene Hotel jedoch ein Dorn im Auge zu sein, sind sich ihre Prinzesinnen und Prinzen doch sonst einen anderen Standart gewohnt.
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die Chalets der Kids, jeweils 4-5 zusammen. |
Nachmittags gab es zweimal Bespassung im Hotel und zweimal in den Ort (eine Gruppe Stadtführung und Lädele, die andere Gruppe ins Museum, am zweiten Tag umgekehrt).
Vormittags war jeweils Atelier bei einem lokalen Künstler auf dem Programm. Es gab vier Ateliers, jeweils von einer Lehrperson und von einem Monitor begleitet.
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Holzschilder schnitzen |
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Malen auf Leinwand |
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Tiere aus Papiermache |
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Speckstein |
Abends und während der Freizeit waren jeweils die Monitoren verantwortlich.
Ich war froh, war ich die Krankenschwester im Lager und hatte somit wenigstens vier Mal täglich ein Jöbli (Medis an die entsprechenden Kids verteilen und allgemeine Sprechstunde mit Heimwehtröpfli und so).
Besonders seltsam fand ich die Mahlzeiten. Da wir in einem Hotel waren, waren natürlich noch andere Gäste da. Es gab zu sämtlichen Mahlzeiten ein Buffet. Unsere Essenszeiten waren ungefähr Angaben, d.h. gemeinsam essen scheint nicht üblich und helfen mussten sie natürlich überhaupt nichts.
Und wir Lehrpersonen werden selbstverständlich für unsere Überstunden und die Nächte zusätzlich vergütet.
Tja, andere Länder / andere Privatschulen / andere Einkommensklassen - andere Sitten.
Aber erfreulicherweise war die Lagerstimmung trotz allem wie gewohnt gut und zum "Seich mache" hat es auch trotz neun Erwachsenen gereicht ;-)